Jecklin Float Elektrostaten

im Visier

 

Diese Seite dürfte für all diejenigen interessant sein, die nach technischen Informantionen zu den schon etwas in die Jahre gekommenen Jecklin Float Elektrostaten suchen. Herr Otto, ein Besitzer von Jecklin Float Hörern hat bei mir angefragt ob sich meine Verstärker so modifizieren lassen um einen Jecklin Float damit zu betreiben. Da meine Suche im Internet nach brauchbaren Informationen erfolglos blieb, hat Herr Otto mir freundlicher weise seine Hörer inklusive zwei Übertragerboxen zur Verfügung gestellt um einige Messungen und Hörtests vorzunehmen. Im einzelnen geht es um die folgenden Komponenten (siehe auch Fotos):

Kopfhörer:
PS0
PS1
PS2

Übertragerboxen:
eine kleine PS0-Box  mit zwei Übertrager ohne Aufschrift
eine große PS2-Box mit vier Übertrager mit Aufschrift "Jecklin PS2"
 

Ergebnis


Die PS2-Box mit den vier Übertragern hat ein Übertragungsverhältnis von 1:120. Der Frequenzgang dieser Box ist schon sehr schräg. Er beginnt bei ca. 10 Hz, bleibt dann linear bis ca. 5KHz. Ein Kanal steigt dann bis ca. 15KHz auf das doppelte an und fällt danach steil ab. Der zweite Kanal hat seinen Scheitelwert schon bei ca. 12 KHz und fällt danach ebenfalls steil ab. Die Box liefert eine BIAS-Spannung von 1200 Volt.

Die PS0-Box hat ein Übertragungsverhältnis von 1:60. Sie arbeitet auf beiden Kanälen gleich und ist zwischen 4KHz und 18KHz linear. Unterhalb 4KHz steigt die Amplitude leicht an und hat ihr Maximum bei ca. 150 Hz. Unterhalb 150 Hz fällt die Amplitude dann wieder leicht ab bis ca. 30 Hz. Oberhalb 18KHz steigt die Amplitude steil an bis ca. 30KHz auf mehr als das Doppelte und fällt dann ebenso steil wieder ab. Der Frequenzgang dieser Box bleibt zwischen 30 und 18KHz innerhalb 3dB. Diese Box liefert eine BIAS-Spannung von 1550 Volt.
An dieser Box ist mir noch das Folgende aufgefallen: Die BIAS-Spannung die auf die Folienmembrane beaufschlagt wird ist bei Elektrostaten immer positiv, egal welche Marke. Die kleine Box liefert hier aber eine negative Spannung. Prinzipiell ist die Funktion die gleiche. Allerdings zieht eine negativ geladene Elektrode den Staub an, ganz besonders bei Spannungen in dieser Höhe. Die Folge ist, daß sich die Membrane im Laufe  der Zeit mit Staub belegen wird und somit den Klang verschlechtert. Ich weiß nicht ob dieser Fehler serienmäßig auftritt oder ob dies ein Einzelfall ist. Gegebenenfalls kann der Fehler behoben werden indem man alle sechs Dioden umpolt.

Gemessen habe ich beide Boxen mit dem PS2 als Last. Die BIAS-Spannungen habe ich wegen des extrem hohen Innenwiderstandes, der in der Größenordnung von 100 Meg liegt, mittels Meßbrücke ermittelt.

Die gemessene Kapazität der drei Hörer liegt bei ca. 300 pF (inclusive Kabelkapazität) wobei ich Toleranzen von bis zu 10% zwischen linkem und rechtem Kanal festgestellt habe.
 

Pinbelegung:

 

Betrachtet man den Stecker von vorne, dann sind die Pins, beginnend von oben im Uhrzeigersinn von 1 bis 6 durchnummeriert.

Pin1: BIAS
Pin2: L+
Pin3: L-
Pin4: BIAS
Pin5: R-
Pin6: R+
 

 


Hier meine Eindrücke beim Betrieb der Hörer an den Übertrager-Boxen:

Beim Hören mit der PS2-Box ist mir sofort das starke Überziehen der hohen Frequenzen aufgefallen. Die S-Laute bei Stimmen kommen sehr unscharf und zischelnd herüber. Durch das starke Überziehen der Höhen bleibt der Bass doch deutlich auf der Strecke.
Etwas besser hat mir der Klang der PS0-Box in Kombination mit dem PS1 gefallen. Der Hörer klingt hier etwas ausgewogener. Störend empfand ich die Bassanhebung im Bereich um 150 Hz. Noch gravierender fällt die Bassanhebung am PS0 aus, hier wird der Bass übermächtig.

Und hier nun meine Eindrücke beim Betrieb der Hörer am Sirius:

Die Hörer gewinnen deutlich an Auflösung und Räumlichkeit. Besondes der obere Frequenzbereich wird hörbar präziser wiedergegeben.
Was mir bei allen Kombinationen und ganz besonders beim PS1 und PS2 auffällt, ist ein Defizit bei der Wiedergabe von Frequnzen unterhalb 100 Hz. Hier scheint bei den Hörern trotz der großen Schallwandlerfläche nicht mehr viel zu gehen.

Die Tests der PS2 und PS1 habe ich relativ schnell beendet. Beide Hörer gewinnen zwar an Auflösung, klingen jedoch relativ blaß und ohne viel Räumlichkeit. Auffällig ist hier das Fehlen der tiefen Frequenzen.
Umso mehr hat mich der PS0 überrascht. Am Sirius lebt der Hörer richtig auf. Sehr detailreich und lebendig mit strukturierten Bässen zeigt sich der PS0. Klanglich kommt er dem Signature von Stax schon sehr nahe.
 
Ich habe den PS0 dann noch am Alpha Centauri getestet. Auch hier zeigt sich ein ganz ähnliches Ergebnis, der Bassbereich ist hier noch ein klein wenig stärker betont. Einziger Wermutstropfen: Die erreichbare maximale Lautstärke bei allen drei Hörern an meinen Amps hält sich in Grenzen. Ein JF benötigt doch deutlich höhere Spannungen als ein Stax um vergleichbare Lautstärken zu erreichen.
Alle Hörer habe ich mit der reduzierten BIAS von 1200 Volt aus der PS2-Box getestet.
 

Wer sich einen Verstärker für seinen Jecklin Float Elektrostaten bauen möchte findet hier eine Schaltung mit Layout zur Erzeugung der notwendigen 1200/1500 Volt BIAS-Spannung.

Hier noch einige Fotos:

Die Hörer
Die PS0-Box
Die PS2-Box

Weitere technische Infos findet ihr hier:

www.hifi-wiki.de/index.php/Jecklin_Float_Electrostat